Mein Weg auf diese Welt...
Am 15.05.2002 beschlossen Mama und Papa, ins Krankenhaus zu fahren. Einen Überweisungsschein hatten sie ja sowieso wegen der Terminüberschreitung. Dort schloss die Hebamme Mama auch gleich ans CTG an, um zu sehen, wie es mir geht. Plötzlich merkte ich, dass die Hebamme versuchen wollte, zu mir reinzukommen und mich rauszujagen. Da meine kleine Wohnung nur den einen Ausgang hat, habe ich das einzig Mögliche getan: Ich habe den Zugang verstellt. Ich habe mich einfach herumgeworfen und blockiere jetzt den gesamten Ausgang mit meinem grossen Kopf! Der Muttermund sei nur fingerdurchlässig erklärte die Hebamme. Mama musste nun alle zwei Tage zur CTG-Kontrolle vorbeikommen. Am Sonntagnachmittag stand wieder eine CTG-Kontrolle bevor. Die diensthabende Ärztin bat uns jedoch zu späterer Stunde nocheinmal ins Krankenhaus, da ihr das CTG nicht so gut gefiel. Wir sollen uns aber keine Sorgen deswegen machen.... - ich mache mir keine Sorgen, mir geht´s gut hier drinnen. Aber Mama hat das ganz schön zu schaffen gemacht... Abends fuhren wir dann abermals ins Krankenhaus. Diesmal war alles in Ordnung. Die Ärztin besprach nun mit uns die weitere Vorgehensweise. Am Montag, 20.05.2002 sollte Mama stationär aufgenommen werden, damit die Geburt eingeleitet wird. In dieser Nacht habe ich so gut wie kein Auge zu gemacht. Mama hat sich ständig hin und hergewälzt. Dadurch bin ich natürlich auch ständig wieder wachgeworden. Was hat sie bloss? Nun war es endlich soweit. Wir waren im Krankenhaus - auf der Entbindungsstation. Gegen 11:00 Uhr brachte man Mama dann in den Kreissaal und schloss sie erstmal ans CTG. Papa blieb natürlich bei uns. Normalerweise sollte ich einem Wehenbelastungstest ausgesetzt werden. Da sich jedoch regelmässige (leichte) Wehen zeigten, verzichtete man darauf und wir hatten den Rest des Tages frei. Mama war ganz schön fertig. Sie sagt, sie will endlich, dass ich rauskomme. Aber ich will das nicht. Ich will hierbleiben, im Bauch von der Mami, wo ich immer gewesen bin; ich will nirgends anders hin. Am nächsten Tag, 21.05.2002 wurde Mama erstmal von der Stationsärztin untersucht. Sie erklärte ihr dann, dass sie heute ein Gel (Prostagladin) vor den Muttermund streichen würden. Aber versprechen könne sie nicht, ob es auch tatsächlich wirkt. Normalerweise würde sich der Muttermund öffnen. Ob sich überhaupt was tut und wie lange es dauern würde, wäre von Frau zu Frau verschieden..... Da unsere Zimmernachbarin tags zuvor auch dieses Gel bekam und ihr Sohn erst am nächsten Morgen zur Welt kam, machte Mama sich nicht allzugrosse Hoffnungen. Um 11:00 Uhr wurden wir dann wieder in ein Vorwehenzimmer des Kreissaales gebracht und - richtig: ans CTG angeschlossen. Gegen 11:15 Uhr kam dann die Stationsärztin und strich Mama das Gel vor den Muttermund. Und es wirkte sofort. Sie bekam prompt heftige Schmerzen, die sie (noch) gut aushalten konnte. Allerdings wurden sie immer stärker und kamen in immer kürzeren Abständen...... Anfangs konnte Mama sich noch super mit einem Buch ablenken, aber nach einer Stunde waren die Wehen so heftig, dass sie sich lieber auf das richtige Atmen konzentrierte. Zwischendurch kam immer wieder eine Schwester zum Blutdruckmessen und CTG kontrollieren. Nach zwei Stunden hielt Mama es wirklich nicht mehr aus und wollte den SOS-Knopf betätigen, als gerade eine Hebamme hereinkam und den Muttermund untersuchte. Wow! Der Muttermund war bereits 8 cm (!) geöffnet.... und das innerhalb von nur zwei Stunden. Aber irgendwie war alles egal... Mama wollte nur noch, dass das ich herauskomme und es bald vorbei ist. Nun wurden wir in den Kreissaal geschoben und Papa wurde telefonisch verständigt. Nach etwa 20 minuten war er dann auch da.... Mama war schon richtig erledigt. In den extrem kurzen Wehenpausen wäre sie vor lauter Erschöpfung schon fast eingeschlafen. Und ich konnte in den Pausen nicht genügend Kräfte sammeln, um ihr Widerstand zu leisten. Zwischendurch hat die Hebamme noch die Fruchtblase "gesprengt". Nun rutschte ich noch tiefer. Hilfe!!! Was soll das bloss? Mit einsetzen der ersten Presswehe drückte die Ärztin an Mamas Oberbauch herum. *Autsch* Sofort aufhören!!! Nun war mein Kopf schon draussen. Hätte ich mich nur nicht herumgedreht, dann könnte ich mich jetzt mit gespreizten Beinen gegen den Ausgang stemmen... Es folgte eine zweite Presswehe. Auf die dritte sollte Mama dann gar nicht mehr warten und presste mich einfach so heraus... Endlich war es geschafft!!!! Ich durfte sofort zu meiner Mama auf den Bauch. Vorher wickelte man mich nur noch in ein warmes Tuch. *Brrrr* ist ganz schön kalt hier. Aber angeschmiegt an Mamas warmen Körper fühle ich mich richtig geborgen. Puuhh, bin ich geschafft. Ist eigentlich gar nicht so übel hier. Papa ist auch total überwältigt. Nun kann auch er mich halten und lieb haben. Weil ich es auf einmal doch so eilig hatte, musste noch Dammriss, Dammschnitt und ein Scheideninnenriss bei Mama ärztlich versorgt werden. Oh je, das habe ich wirklich nicht gewollt. Ich war in der Zwischenzeit mit Papa baden. Und danach konnten wir noch eine Weile stille Dreisamkeit geniessen!!!
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